Montag, 25. April 2016

Ich werde oft gefragt: Wie bist du eigentlich zum Schreiben gekommen? Im Februar 2013 - also vor gut drei Jahren - habe ich an dieser Stelle eine Antwort geschrieben. Da diese Antwort nach wie vor aktuell ist (wie könnte sie sich auch geändert haben?), poste ich sie hier noch einmal:

Auf die Frage, wie ich zum Schreiben gekommen bin, fallen mir immer tausend Antworten und gleichzeitig gar keine Antwort ein. Ich glaube ja sowieso, dass eine einzige Antwort der Wahrheit oft nicht gerecht wird. Viele Antworten, die sich vielleicht sogar widersprechen, beschreiben die Wirklichkeit unter Umständen am besten. Daher habe ich jetzt aus tausend Antworten drei herausgesucht, die mir nicht ganz sinnlos erscheinen.

Antwort 1:
Ich kann wesentlich besser schreiben als reden. Wer schon das Vergnügen hatte, mehrere Sätze mit mir reden zu müssen, ohne mich besonders gut zu kennen, hat sich vermutlich sehr gelangweilt. Denn mir fällt in Gegenwart anderer Menschen einfach nichts ein. Ich bin dann nervös und meine Gedanken stolpern, stottern und schweigen. Bin ich alleine, fällt mir eine Menge ein. Indem ich es aufschreibe, erzähle ich es dem Rest der Welt, und in Form von Geschichten geht das am allerbesten.

Antwort 2:
Ich war noch ein Kind, als beim Mittagessen über einen Freund meiner Schwester gesprochen wurde. Nennen wir ihn mal Archibald (in Wirklichkeit hieß er natürlich anders). Meine Mutter sagte in besorgtem Tonfall: „Mir scheint, Archibald ist ein Träumer!“ Ich fragte vorsichtig: „Was ist das – ein Träumer?“ Mir wurde erklärt, dass Träumer sich gerne etwas ausdenken. Mit fernen Welten kommen sie gut klar, dafür haben sie Schwierigkeiten mit der Wirklichkeit. „Aus einem Träumer kann aber trotzdem etwas werden!“, versicherte mir meine Mutter schnell, als sie meinen bestürzten Gesichtsausdruck sah. „Was denn?“, fragte ich. „Na ja, Schriftsteller zum Beispiel.“ Aha, dachte ich. Schriftsteller also. Ich glaube, ab diesem Zeitpunkt war mir meine Bestimmung klar. Übrigens ist auch aus Archibald etwas geworden: Er wurde Pfarrer.

Antwort 3:
Ich war schon immer eine faule und langsame Leserin. Mit 13 Jahren habe ich mir von meinem Taschengeld „Herr der Ringe“ gekauft und niemand hat geglaubt, dass ich das wirklich lese. Auf diese Weise herausgefordert, habe ich es gelesen, Satz für Satz, und das hat ein halbes Jahr gedauert. Das Buch hat mich sehr beeindruckt. So sehr, dass ich am Ende in Tränen ausgebrochen bin und mir geschworen habe, selbst mal etwas so Großartiges zu schreiben (oder es wenigstens zu versuchen). Seit diesem Tag habe ich geübt und sehr viel beschriebenes Papier fand seinen Weg in echte und digitale Papierkörbe. Die eine oder andere Geschichte hat überlebt, mittlerweile bin ich sogar sehr zufrieden mit dem, was dabei herausgekommen ist, aber ich bin immer noch auf dem Weg und habe mein Ziel noch nicht erreicht. Zum Glück, denn sonst wüsste ich ja gar nicht, wo ich als Nächstes hingehen soll.

Das waren drei von vielen Antworten, wie ich zum Schreiben gekommen bin. Tatsache ist, dass mich meine Schreibübungen durchs Leben getragen haben, durch Schule, Uni und Beruf. Interessant finde ich vor dem Hintergrund, dass es oft die Defizite sind, die einen erkennen lassen, was man gut kann, was man wirklich will und welchen Weg man einschlagen sollte. Insofern sind auch Defizite etwas Gutes. So, das war jetzt noch das Wort zum Sonntag – Archibald lässt grüßen!


Donnerstag, 14. April 2016

Sumpfgetränke und Arbeitsfortschritte



Zurzeit mein liebstes Sumpfloch-Arbeitsgebräu: Matcha mit Hafermilch. Und was trägt dieses stilecht grüne Amuylett-Getränk zum Gedeihen des achten Bandes bei? Hier ein Zwischenstand:

Arbeitstempo: solide, stetig, sollte sich aber noch steigern; und zwar schnell.

Zuletzt beendetes Kapitel: „Die Kalten“ – Grohann und Viego debattieren darin über Fürst Frost.

Größtes Problem für mich: Die Geschichte handelt von sehr, sehr vielen Figuren.

Größtes Problem für euch: Ich ziehe das trotzdem knallhart durch – ich gehöre nicht zu den Autoren, die ihre Figuren sterben lassen, um sich etwas mehr Luft zu verschaffen.

Und warum das ein Problem für euch ist: Auf Seite 80 ist erst ein halber Tag vergangen (was sich aber spannender gestaltet als es jetzt klingt – hoffe ich zumindest) ...

Größtes Problem für die sehr, sehr vielen Figuren: Die Zeit ist knapp.

Größtes Problem für Scarlett: Lumili.

Was mich buchtechnisch sonst noch beschäftigt: Seit fast einem Jahr denkt ein sehr schöner, sehr bekannter Verlag darüber nach, ob er die Sumpfloch-Saga in sein Taschenbuch-Programm aufnimmt. Ich weiß nicht, ob etwas daraus wird. Manchmal ist es gut, wenn Fragen lange offen sind, denn nichts befördert das Wahre so sehr wie das Vergehen von Zeit. Wie auch immer das mit dem Verlag ausgeht, es wird passen. Ihr könnt der Saga aber trotzdem gerne die Daumen drücken.

Was mich außerdem beschäftigt, unabhängig von meinen Büchern, wobei es für mich wahrscheinlich nichts gibt, was nicht direkt oder indirekt mit meinem Schreiben verbunden ist: Der Frühling ist da! Selten habe ich ihn mehr herbeigesehnt. Und da fällt mir ein – in Kapitel 6 gibt es ein passendes Zitat:

„Dem Frühling geht der Winter voraus, Erwachen und Erblühen folgen dem Tod. Die Hüter aber überließen den Winter und den Tod denjenigen, die sie für unwichtig erachteten, und nahmen für sich selbst den Frühling und das Blühen in Anspruch. Sie stahlen sich aus der Pflicht und beugten die Gesetze der Natur, indem sie eine geheime Zutat ins Spiel brachten, die ihnen die Freiheit verlieh, für immer zu überleben und das Sterben den anderen aufzubürden. Diese geheime Zutat waren die Erdenkinder. Sie waren das Instrument, mit dem die Hüter die Natur zu überrumpeln verstanden, denn die Erdenkinder bewegten sich außerhalb der Gesetze der Magie.“

In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen Frühling; wir Erdenkinder haben einen langen Winter hinter uns – wir haben uns das Blühen verdient!